Mindmap, Concept-Map, Cluster
eine pragmatische Entscheidungshilfe
Mindmaps , Concept-Maps und Cluster sehen auf den ersten Blick ähnlich aus und überlappen sich teilweise in ihren Einsatzgebieten. Gleichzeitig gibt es zwischen diesen Methoden aber auch Unterschiede, so dass je nach Verwendungszweck mal die eine, mal die andere besser geeignet ist. Gerade eine Mindmap und ein Cluster kann man rein optisch manchmal kaum auseinanderhalten. Beide besitzen eine Baumstruktur, evtl. mit ein paar Querverbindungen. Der wesentliche Unterschied zwischen beidem liegt jedoch in der Vorgehensweise bei ihrer Erstellung. In den Artikeln zu den einzelnen Methoden bin ich schon mit Querverweisen darauf eingegangen, wann es lohnt auch nochmal einen Blick auf eine andere Methode zu werfen. Hier möchte ich alle drei Methoden noch einmal im direkten Vergleich betrachten.
| Mindmap | Concept-Map | Cluster | |
|---|---|---|---|
| Grundstruktur | Baum (hierarchisch) | Netz | Baum (Assoziationsketten) |
| Querverbindungen | ausnahmsweise | viele | nach Belieben |
| Verbindung zwischen Begriffen | Linien, unbeschriftet (Oder der Begriff selbst steht auf der Linie) | Pfeile, beschriftet: Gibt Art der Verbindung an | Linien, unbeschriftet |
| Gut geeignet für | Eine Gliederung erarbeiten, Ein Wissensgebiet visualisieren | Komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen visualisieren, ein großes Schreibprojekt planen | Freie Assoziationen schnell notieren, einen Text oder eine Gliederung vorbereiten |
Mindmap
Eine Mindmap ist gut dafür geeignet, eine Gliederung für einen Text zu erarbeiten. Die hierarchischen Baumstruktur, die von einem Oberbegriff ausgeht und sich zu immer spezielleren Details hin verzweigt, sollte man dabei als angestrebtes Ziel betrachten, das in der Regel erst nach mehreren Überarbeitungsrunden zu erreichen ist. Gerade für dieses Sortieren und Anordnen von Begriffen, bis eine geeignete Struktur erreicht ist, eignet sich eine Mindmap besonders dann gut, wenn man dazu eine Software verwendet, in der sich die Begriffe umsortieren lassen, ohne dass man die ganze Mindmap neu erstellen muss.
Concept Map
Da in einer Concept-Map die Verbindungen zwischen Begriffen beschriftet werden und zudem als Pfeile auch eine Richtung angeben können, lassen sich damit komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen innerhalb eines Themas oder eines Wissensgebietes besser darstellen als mit den beiden anderen Visualisierungen. Eine der Sache entsprechende und gleichzeitig gut lesbare Concept-Map zu erstellen, verläuft in der Regel über mehrere aufeinanderfolgende Versionen. Die Möglichkeit, komplexe Sachverhalte im Detail darzustellen, geht also mit einem gewissen Aufwand einher, der sich vor allem dann lohnen kann, wenn es darum geht, ein größeres Schreibprojekt zu planen.
Cluster
Das Clustering ist die „unordentlichste“ der drei Methoden. Gerade das ist aber seine Stärke, wenn man mit der Arbeit an einem Thema noch am Anfang steht und zunächst einmal alles zu Papier bringen möchte, was einem dazu einfällt. Das Verfahren verlangt keinerlei spezielle Sortierung der notierten Begriffe. Das ist in dieser Phase gut, da eine solche Anforderung das Notieren freier Assoziationen hemmen könnte. Die Anordnung der Begriffe in Assoziationsketten wird oft ganz von selbst eine natürliche Ordnung entstehen lassen. Bei Bedarf kann diese im Anschluss weiter verfeinert werden, um das Cluster z.B. in eine Mindmap zu überführen. In sehr vielen Fällen ist aber schon ein Cluster alleine eine gute Starthilfe, um anschließend mit der Textproduktion zu beginnen.
Die Ursprünge: Ähnlich und doch verschieden
Die Ähnlichkeiten der drei Methoden sind kein Zufall. Alle drei Methoden wurden in den 1960er bis 1970er Jahren im angloamerikanischen Raum entwickelt. 1974 veröffentlichte Tony Buzan sein Buch „Use Your Head“ [1] (siehe auch [2]), in dem er die Mindmap als Methode beschrieb. Zu diesem Zeitpunkt war er in London tätig, nachdem er bis 1966 an der Simon Fraser University, British Columbia, Kanada, geforscht und unterrichtet hatte. Das Clustering entwickelte Gabriele L. Rico in den 1970er Jahren während der Arbeit an ihrer Doktorarbeit an der Stanford University, Kalifornien, und machte die Methode 1983 mit ihrem Buch „Writing the natural Way“ [3] öffentlich (auf Deutsch: „Garantiert schreiben lernen“ [4] ). 1984 erschien das Buch „Learning how to learn“ [5] von Joseph D. Novak und D. B. Gowin (beide Cornell University, New York), das die Concept-Map als Methode vorstellte. Offenbar war die Zeit reif für diese parallel zueinander entstandenen Methoden. Der Abfolge der Veröffentlichungen nach könnte man vermuten, dass die Idee des Mindmapping Rico und Novak während der Arbeit an ihren eigenen Methoden bekannt gewesen sein könnte. Allerdings berichtet Rico davon, dass sie vom Mindmapping erst 1976 erfuhr, nachdem sie ihre Doktorarbeit abgeschlossen und das Clustering bereits entwickelt hatte.
Kenne die Regeln, um sie zu brechen!
Wenn du ein Werkzeug suchst, mit dem du für dich selbst Begriffe in einem Themengebiet visualisieren kannst, z.B. um einen Text vorzubereiten, dann musst du dich nicht zwingend für eine der drei Methoden entscheiden. Wenn du mit dem Ziel beginnst, eine Mindmap zu erstellen, dann aber teilweise auch Assoziationsketten notierst und schließlich einige der Verbindungslinien als Pfeile ausführst, die du außerdem noch beschriftest, dann lässt sich nicht mehr klar unterscheiden, welche Methode du angewandt hast. Das ist aber gar nicht wichtig, solange diese Grafik für dich selbst nützlich ist. Wichtiger als die Bezeichnung Mindmap, Concept-Map oder Cluster ist, dass deine Vorgehensweise zur jeweiligen Arbeitsphase passt. Um herauszufinden, was für dich wann am besten funktioniert, empfehle ich dir, die Methoden zunächst einmal so wie beschrieben auszuprobieren. Anschließend kannst du beginnen sie zu vermischen oder zu modifizieren. Sobald du die Regeln dieser Methoden kennst, kannst du mit ihnen kreativ und pragmatisch umgehen.
Quellen bzw. weiterführende Literatur
[1] Tony Buzan: Use Your Head, BBC Active, Essex 1974
[2] Tony Buzan: Use Both Sides of your Brain, Third edition, Penguin, New York 1989
[3] Gabriele L. Rico: Writing the Natural Way, J.P. Tarcher, Los Angeles 1983
[4] Gabriele L. Rico: Garantiert schreiben lernen, Rowohlt, Reinbek 1984
[5] J. D. Novak and D. B. Godwin: Learning how to learn, Cambridge University Press, Cambridge 1984